Sommerakademie 2022 - Henk Harbers: Joseph Roth ‘Hiob. Roman eines einfachen Mannes’
Di., 14. Juni
|19:30 I Literaturhaus Deutsche Bib...
Joseph Roth ist ein Schriftsteller des Umbruchs. Aus der ostjüdisch-galizischen Welt kommend lernte er die moderne westliche Welt kennen und schätzen, wurde dann aber immer mehr von ihr enttäuscht und sehnte sich schließlich nach der alten ... / Moderation: Sabine Wolff
Zeit & Ort
14. Juni 2022, 19:30
19:30 I Literaturhaus Deutsche Bib..., Witte de Withstraat 31-33, 2518 CP Den Haag, Niederlande
Über die Veranstaltung
Katastrophen und gesellschaftliche Umbruchsituationen sind in vielerlei Hinsicht Gegenstand der Literatur, zum Beispiel die Thematisierung von Naturkatastrophen (wie Erdbeben), die Darstellung von Pandemien und auch Folgen von politischen Ereignissen.
Aber auch persönliche, individuelle Katastrophen und Umbruchszenarien in ausgewählten Beispielen deutschsprachiger Literatur sind Thema der Sommerakademie 2022 des Deutschen Literaturhaus Den Haag.
14.6.: Henk Harbers: Josephs Roth ‘Hiob. Roman eines einfachen Mannes’
Moderation: Sabine Wolff
21.6.: Hans Ester: Frank Schätzing: ‘Der Schwarm’
Moderation: Thomas Guirten
28.6.: Christina Lammer: Geleitet von Zufällen - Heinrich v.Kleists ‘Erdbeben in Chili’
Moderation: Charlotte Müller
Mit Dank an die gleichnamige Ringvorlesung der ‘Verbandes der Germanisten an niederländischen Universitäten’ (VGNU)
Henk Harbers: Joseph Roths Hiob. Roman eines einfachen Mannes
Joseph Roth ist ein Schriftsteller des Umbruchs. Aus der ostjüdisch-galizischen Welt kommend lernte er die moderne westliche Welt kennen und schätzen, wurde dann aber immer mehr von ihr enttäuscht und sehnte sich schließlich nach der alten Habsburgischen Monarchie zurück. Der Roman Hiob (1930) thematisiert die Probleme eines Übergangs in die Moderne. Roth erzählt hier die Geschichte eines einfachen jüdischen Thoralehrers, der mit der modernen Welt konfrontiert wird. Wie der biblische Hiob erlebt er eine Katastrophe nach der anderen. Er verliert alles und verflucht seinen Gott. Bis ein Wunder geschieht. Aber: ist es ein Wunder? Oder ist es Zufall? Ist es Gottes Fügung oder ist alles wissenschaftlich erklärbar?
In der Literatur über Roth heißt es manchmal, dass mit diesem Roman Roths Metamorphose von einem modernen, linksliberalen Denker zu einem konservativen Anhänger der verschwundenen Habsburger Monarchie zum ersten Mal literarisch gestaltet wurde: die gute alte Welt mit festen Normen und Werten gegenüber der platten, materialistischen Moderne. In meinem Vortrag möchte ich zeigen, dass Roths Roman bessere Literatur ist – eben nicht so einfach und eindeutig.
Schließlich möchte ich kurz noch auf die wunderbar musikalische Sprache dieses Romans eingehen (und wie damit in den Übersetzungen ins Niederländische umgegangen wurde).
Ausgabe Joseph Roth: Hiob. Roman eines einfachen Mannes. München 2002. Paperback 9783423130202 /192 Seiten.
Henk Harbers (1948) studierte Germanistik und Philosophie in Groningen, Berlin und Zürich. Von 1975 bis 2013 Dozent an der Fachgruppe für deutsche Sprache und Literatur an der Universität Groningen. 1984 Dissertation über das Werk von Heinrich Mann. 1986/87 Gastdozent an der Universität Wisconsin, Madison. Veröffentlichungen vor allem zur deutschsprachigen Literatur nach 1945. Forschungsschwerpunkte dabei: Postmoderne, Nihilismus.
Eintritt: pro Abend 8,00 Euro / ganz Reihe 22,00 Euro
Foto: @ Henk Harbers